Wohin nur mit dem ganzen Geld in diesen Niedrigzins-Zeiten? Die FAZ kümmert sich um die Nöte ihrer Leserinnen und Leser und versorgt sie in der Rubrik „Meine Finanzen“ mit handfesten Anlagetipps. Ganz aktuell lehnt sich Corinna Budras, Jahrgang 1976 und Wirtschafts-Redakteurin, vermeintlich originell aus dem Fenster und empfiehlt ehrgeizigen Eltern als Anlagestrategie großzügige Investitionen in die Bildung ihrer Kinder (hier der Artikel). Prinzipiell eine gute Idee. Die Verwendung des Begriffs „Assetklasse“ in diesem Zusammenhang sowie das Schwadronieren über vierstellige Summen, die eine „hochwertige Betreuung“ schon der Kleinsten monatlich nun einmal kosten könnten, wecken in mir allerdings spontane und heftige anti-kapitalistische Reflexe. Denn was sich hier völlig ungebremst austobt, ist neoliberales Ellenbogen-Denken vom Feinsten.
Budras beklagt, Bildungsinvestitionen blieben bislang „bei der Wahl der richtigen Anlagestrategie häufig außen vor“. Zwar gibt sie selbst zu bedenken, dass sich „die Rendite bei dieser Anlage nicht auf Euro und Cent genau herunterbrechen lässt“. Doch sei es „unbestritten“, dass ein solches Bildungs-Investment zu besser bezahlten Jobs führe. Es geht also keinesfalls um freundlichere Betreuungsorte oder interessantere Lernumgebungen – all jene Eltern, die aus derart sentimentalen Gründen nach alternativen Kindergärten oder Schulen Ausschau halten, dürften in den Augen der Autorin kein Verständnis finden. Nein, es geht um handfeste monetäre Effekte: „Bildung lohnt sich auch finanziell, und zwar je früher, desto mehr.“ Die läppischen 93 Euro im Monat, die deutsche Eltern derzeit durchschnittlich in Bildungsangebote stecken, seien jedenfalls bei Weitem nicht ausreichend.
Angenehmer Nebeneffekt: Während der Nachwuchs für die Leistungsgesellschaft von morgen fit gemacht wird, können sich die Eltern ohne schlechtes Gewissen um ihre Karriere kümmern – einfach toll, wie sich hier Familie und Beruf vereinbaren lassen! Was genau allerdings die geforderte High-Performer-Bildung inhaltlich kennzeichnet, bleibt dann doch ein wenig blass. Das Bildungskonzept der Einrichtungen gehöre jedenfalls zu den entscheidenden Kriterien, so Budras. Doch Obacht: „Zwischen den Lehren von Maria Montessori und Rudolf Steiner zum Beispiel gibt es erhebliche Unterschiede.“ Sach bloß!