Mut, trotz allem

Endlich wieder gemeinsam ins Museum!

Endlich wieder eine Live-Veranstaltung des Social Media Club Frankfurt: Am Abend des 3. November 2021 trafen wir uns zum Auftakt der Konferenz „Zugang gestalten“ im Jüdischen Museum Frankfurt. Ich habe mich der Führung durch die im September eröffnete Sonderausstellung „Unser Mut. Juden in Europa 1945 – 48“ angeschlossen. Sie vermittelt eindrücklich, wie Jüdinnen und Juden die unmittelbare Nachkriegszeit erlebt haben: ein ganz spezielles Zeitfenster des Übergangs zwischen Kriegsende und Neuanfang, massiv geprägt von den politischen Verhältnissen dieser Jahre.

Transnationale Perspektiven

Die Beispiele von acht europäischen Städten, darunter Budapest, Amsterdam und Frankfurt, zeigen die Erfahrungen, die jüdische Menschen dort machten, und stellt einzelne Schicksale anhand von Fotos und Objekten vor. Spannend auch die Ausstellungsarchitektur, die mit reduzierten Formen und verzerrten, schrägen Winkeln das fragile Lebensgefühl von Jüdinnen und Juden zum Ausdruck bringt, deren Existenzen durch die Shoah buchstäblich aus den Angeln gehoben worden sind.

Vor der Machtergreifung der Nazis war Frankfurt die deutsche Stadt mit dem höchsten jüdischen Bevölkerungsanteil. Was, so die nachdenklich stimmende Frage von Museumsdirektorin Mirjam Wenzel bei der Begrüßung, hätte sich hier alles entwickeln können, wenn jüdisches Leben nicht auf so brutale Weise vernichtet worden wäre?

Entwurzelung und Neuanfang

Auch wenn die Überlebenden aus den Konzentrationslagern befreit wurden und Untergetauchte wieder aus ihren Verstecken kommen konnten, lebten sie weiter unter höchst problematischen Umständen. Zu den traumatischen Erfahrungen, die zu bewältigen waren, kam die bedrückende Suche nach vermissten Familienangehörigen und Freund:innen.

Die wenigen, die eine Zukunft in Deutschland wagen wollten, mussten aus dem Nichts ihre wirtschaftliche Existenz neu begründen. Die allermeisten setzen indes auf einen Neuanfang an anderer Stelle – in Israel oder anderswo, etwa in den USA. Bis sie tatsächlich ausreisen konnten, harrten sie jedoch als „Displaced Persons“ teilweise jahrelang in entsprechenden Sammellagern aus und waren faktisch immer noch eingesperrt.

Viel Stoff zum Nachdenken und definitiv genug für einen nochmaligen Besuch, um dann ganz in Ruhe auch noch die vielen Schreibtischschubladen mit Briefen und anderen Dokumenten oder die bestimmt interessanten Tonaufnahmen ausführlicher zu erkunden.

Natürlich hatte ich mich nicht nur auf die spannenden Inhalte des Abends gefreut, sondern auch auf das Wiedersehen mit lieben Bekannten aus dem Umfeld des Clubs im Rhein-Main-Gebiet. Es war ganz wunderbar, sich endlich wieder persönlich zu treffen – herzlichen Dank für diese Gelegenheit!

Die Ausstellung läuft noch bis zum 18. Januar 2022.
Mehr Informationen, auch zum begleitenden Veranstaltungsprogramm, gibt’s hier auf der Website des Museums.